Er sammelt Uhren, dieser Alt-Bundesrat (Bruno Ganz), der während seines Präsidialjahres demissionierte und als „Der grosse Kater" in die Schweizer Geschichte eingehen wird. Als er eine schöne alte Uhr auseinander nimmt, erinnert er sich wieder an die unheilvollen Ereignisse, die zu seinem Rücktritt führten: Während sein kleiner Sohn (Moritz Möhwald) in einer Krebsklinik im Sterben liegt, muss der Staatsbesuch des spanischen Königspaares vorbereitet werden. Zudem kriselt es zwischen ihm und seiner Frau Marie (Marie Baumer), und ein politisches Gewitter braut sich zusammen. Um seine Popularität zu sichern, will der Bundespräsident alles einladen, was Rang und Namen hat. Die Umsetzung dieses Vorhabens wird aber von ‚Katers' Freund und Parteikollege Stotzer (Ulrich Tukur) durchkreuzt. Stotzer stellt fest, dass die privaten Probleme auch für den Sturz des Parteifreundes verwendet werden können. Der ‚Kater' lässt sich aber nicht unterkriegen und beweist seine Grösse.
‚Feind, Todfeind, Parteifreund' lautet eine bekannte Steigerungsform in der Schweizer Politik. Wie das funktioniert, hat Autor Thomas Hürlimann, Bundesratssohn und mit den politischen Gepflogenheiten bestens bekannt, in seinem Roman „Der Grosse Kater" drastisch vor Augen geführt. Die filmische Umsetzung ist als eigenständiges Werk, nicht zuletzt dank einer hervorragenden Besetzung, gelungen. Der politischen Realität ist jedoch eine gehörige Prise Fantasie beigefügt, denn der Eklat, unter welchem Marie das Gala-Diner verlässt, muss sogar in der Schweizer Politik noch erfunden werden. Der Blick hinter die Kulissen, die mediale Eventkultur, der politische Neid und die unverschämte Zurschaustellung menschlichen Leids lassen einem nicht unberührt. Die schauspielerische Leistung von Moritz Möhwald als schwerkrankes Kind Louis, das seine Eltern so gerne beisammen sehen würde, geht unter die Haut. Einmal mehr ist es aber Bruno Ganz, der es fertig bringt, dass dieser Film in die schweizerische (Film-)Geschichte eingeht.
Fazit: Eine berührende, aber auch humorvolle Story, die nicht zu ernst genommen werden darf.
Juliana Schwager-Jebbink |
