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Antichrist

 

Ein trauerndes Paar (Charlotte Gainsbourg, Willem Dafoe) zieht sich in eine einsame Hütte zurück. Diese heisst „Eden" und ist mitten in einem unwegsamen Walde, zuoberst auf einem Hügel. Sie kämpft nach dem schrecklichen Unfalltod ihres kleinen Sohnes mit Trauer und Schuldgefühlen. Eine grosse Depression hat sie befallen. Er, Psychiater, will sie dort in diesem Wald, vor dem sie sich entsetzlich fürchtet, therapieren. Doch er muss bald erkennen, dass sehr viel mehr hinter dem verstörten Verhalten seiner Frau steckt. In der Abgeschiedenheit der Waldhütte geraten beide in eine Spirale aus Gewalt und hemmungslosen Sex ...

Der dänische Extremfilmer von Trier ‚schockierte' schon mit früheren Werken: "Breaking The Waves" (sexuelle Erniedrigung einer Frau), "Idioterne" (Farce über Menschen, die Behinderung simulieren), "Dogville" (Menschliche Parabel in einer Theaterkulisse). Zurück zu "Antichrist": Während das Ehepaar kopuliert, fällt der kleine Sohn aus dem Fenster. Was dann filmisch folgt, ist eine Auseinandersetzung in drei Kapiteln um Schuld und Sühne. Das Psychodrama, das sich zeitweise zum Horrorfilm ausweitet, ist in aussergewöhnlich schöne Bilder von Kameramann Anthony Dod Mantle eingepackt. Kruder Realismus wird durch abstruse Sequenzen unterbrochen, wie zum Beispiel durch einen sprechenden Fuchs. Eindrücklich bleiben vor allem die schauspielerischen Leistungen der beiden Darsteller, die sich in jeder Hinsicht total entblössen. Dies gilt in erster Linie für die unglaublich intensive Darstellung von Charlotte Gainsbourg (Beste Schauspielerin, 62. Cannes Filmfestival).

 

Fazit: Provokation um der reinen Provokation willen? Den ‚blutigen Kampf der Geschlechter' bezeichnen die einen als prätentiöses Machwerk, die anderen sehen darin ein filmisches Kunstwerk. Gibt es nichts dazwischen? Wir finden doch: „Antichrist" ist formal gekonntes, radikal verstörendes, toll gemimtes aber ein zu langes und manchmal auch zu langweiliges, wenn auch drastisches Artkino. Nicht Jedermanns Sache.

 

Benny Furth

Antichrist / Beziehungsdrama / Regie: Lars von Trier / Deutschland, Frankreich, Dänemark, Schweden, Italien, Polen 2009 / mit: Charlotte Gainsbourg, Willem Dafoe / Verleih: Ascot-Elite Entertainment-Group / 104 Minuten / Kinostart 10. September 2009

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