Another Year: Glück, Tristesse und Tragik des Alltäglichen. Berührend und gleichzeitig humorvoll (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Frühling, Sommer, Herbst, Winter …Ein Jahr im Leben von Tom (Jim Broadbent) und Gerri (Ruth Sheen). Seit vielen Jahren glücklich verheiratet betrachten sie jeden Tag und jede scheinbar aussichtslose Situation als Herausforderung. Angezogen von der Herzenswärme und positiven Ausstrahlung des Paares zieht es immer wieder Freunde und Familienmitglieder in das kleine, gemütliche Londoner Haus. Da ist ihr Sohn Joe (Oliver Maltman), der als Pflichtanwalt arbeitet und im Gegensatz zu seinen Freunden immer noch nicht die Frau seines Lebens gefunden hat. Und da ist Mary (Lesley Manville), die ihr Alleinsein zunehmend im Alkohol ertränkt und offensichtlich ein Auge auf Joe geworfen hat …
Kritik: Wie schafft man es, ein Kinopublikum mit Alltäglichem zu fesseln? Alltagsgespräche über Mülltrennung oder wann was gepflanzt werden soll. Sie finden das öde? Nicht wenn Mike Leigh Regie führt. Im elften Spielfilm des preisgekrönten Briten („Secret & Lies“, „Happy-go-Lucky“, „Carrier Girls“) geschieht nicht viel. Aber ‚das Wenige’ inszeniert Leigh mit untrüglichem Instinkt für die humoresken Momente im vermeintlich von Tristess geprägten Leben. Er schafft dabei eine Intimität, der man sich kaum entziehen kann. Als wärs ein Blick durchs Schlüsselloch. Eine solch heimliche Beobachtung ist doch bereits per se faszinierend, nicht wahr?
Fazit: So nah am (britischen) Leben ist man nur mit Mike Leigh. „Another Year“ ist ein faszinierender Blick auf das kleine Glück im Alter und dessen Anziehungskraft auf Glück-Suchende. Für alle, die das Unspektakuläre im Alltag als bereichernd empfinden.
Isabella Fischer
Another Year / Drama / UK 2010 / Regie: Mike Leigh / mit Jim Broadbent, Lesley Manville, Ruth Sheen u.a. / Verleih: Pathé Films / 129 Minuten / Kinostart: 6. Januar 2011