Lucky: Kauzig, klug, melancholisch. Harry Dean Stantons letzte grosse Rolle (Trailer und Filmkritik)

Inhalt: Lucky (Harry Dean Stanton) lebt in einem verschlafenen Wüstenstädtchen im Südwesten der USA. Der Alltag des etwas verschrobenen, aber durchaus liebenswerten 90-jährigen Einzelgängers besteht aus festen Ritualen: Eine erste Zigarette vor den morgendlichen Yoga-Übungen, Frühstück im Diner, Kreuzworträtsel und Gameshows am Nachmittag und Abende im Stammlokal, wo er mit anderen Gästen bei einem Bloody Mary über das Leben philosophiert und um verlorengegangene Schildkröten trauert.

Kritik: „Man bekommt, was man sieht“, so Luckys Definition von Realität. Gemessen an diesem (Über-)Lebenscredo muss Lucky ein schwieriges und schweres Leben hinter sich haben. Er, der seinem Namen wenig bis keine Ehre macht, schlurft wortkarg durch die staubige und ziemlich trostlose Szenerie. Das woher und wie er gelebt hat erfahren wir nicht – es steht zwischen den Zeilen. Oder besser – es liegt im Auge und im emphatischen Vermögen des Betrachters. Mittels unaufgeregter, minimalistischer Bildsprache setzt Schauspieler und Regisseur John Carroll Lynch („The Founder“ 2016, „Shutter Island“ 2010) in seiner ersten Regiearbeit einen grossartig spielenden Harry Dean Stanton in Szene. Es zählt das Jetzt, nicht die Vergangenheit. So könnte die Botschaft dieses kleinen, aber sehr feinen Indie-Filmes heissen. Man bekommt nicht, was man sieht, sondern was man spürt. Und so mancher Zuschauer kann sich wohl des Eindruckes nicht erwehren, dass er an Harry Dean Stantons und nicht Luckys letztem Lebensabschnitt teilnimmt…

Fazit: Ein wunderbar lakonischer und berührender kleiner Film mit grosser Reverenz an einen superb spielenden Schauspieler. Ein must see-Streifen für alle Arthouse-Movie-Liebhaber.

Inside: Es war sein letzter grosser Auftritt. Kurz nach der Lucky-Postproduction verstarb Harry Dean Stanton im Alter von 91 Jahren. Er wirkte in rund 100 Filmen mit, meistens in tragenden Nebenrollen u.a. in „The Avengers“ 2012, „The Green Mile“ 1999, „Wild at Heart“ 1999, „The Last Temptation of Christ“ 1988, “Paris, Texas” 1984.

Isabella Fischer