La vie d’Adèle (Blau ist eine warme Farbe): Zwei wunderbare Darstellerinnen in einem sinnlich-emotionalen Meisterwerk! Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Adèle (Adèle Exarchopoulos) geht noch zur Schule, als sie feststellt, dass sie sich zum weiblichen Geschlecht hingezogen fühlt. Nachdem sie ihre ersten sexuellen Erfahrungen mit einem Mann gemacht hat, verliebt sich die 17-jährige in die ältere, attraktive Kunststudentin Emma (Léa Seydoux). Die beiden Frauen beginnen eine Affäre, aus der eine feste Beziehung entsteht. Adèle ist Emma komplett verfallen. Diese ihrerseits macht Adèle zu ihrer Muse und stellt sie ihrem erlesenen Freundeskreis vor. Dort wird Adèle zwar positiv aufgenommen, fühlt sich aber nicht wohl. Als dann noch Emma viel Zeit mit einer ihrer Ex-Freundinnen verbringt, reagiert Adèle eifersüchtig und wirft sich dem nächstbesten Mann in die Arme ... Kritik: Viele KinobesucherInnen werden sich nach diesem Film wohl vor allem an die überaus erotischen Szenen erinnern, wie man sie so explizit selten auf der Leinwand gesehen hat. Obwohl nahe an der Grenze des pornographischen, ist dieses ‚Element‘ jedoch ein wichtiger Bestandteil sowohl der Handlung wie auch der Geschichte und wirkt in keinem Moment peinlich. Denn die Kamera ist nicht voyeuristisch eingesetzt sondern zeigt vielmehr echtes Leben. Die berührende Liebesgeschichte ist eine Hymne auf die gleichgeschlechtliche weibliche Liebe, es könnte ebenso gut eine männliche oder eine heterosexuelle sein. Eine eindrückliche, berührende Lovestory! „La vie d’Adèle“ brilliert zudem mit wunderbar intensiv mimenden zwei Hauptdarstellerinnen, die als Liebespaar sämtliche Emotionen zwischen zärtlich und aggressiv so eindringlich spielen, dass sie uneingeschränkte Bewunderung verdienen. Obwohl kein stringenter Plot existiert, entsteht im Zuschauer nicht das Gefühl, der dramatische Film habe keine Handlung. Denn die drei Stunden zeigen ununterbrochen kleine Geschichten so realistisch und interessant, dass nie Langeweile aufkommt. „La vie d’Adèle“ ist in jeder Hinsicht ein echtes Meisterwerk.
Fazit: Ein ergreifendes, emotional und ‚hautnah‘ inszeniertes Beziehungsdrama, trotz drei Stunden Dauer keine Minute zu lang.
Inside: „La vie d’Adèle“ des tunesisch-französischen Regisseurs Abdellatif Kechiche hat überraschend den ‚Palme d‘ Or’ als bester Film am 66. Festival von Cannes gewonnen. Ebenfalls erhielten Adèle Exarchopoulos und Léa Seydoux je eine goldene Palme als beste Hauptdarstellerinnen. Hier noch eine Erklärung zum Untertitel ‚Chaptires 1 et 2‘ des Regisseurs im Presseheft: "Als der Film fertig war, hat er mir keine Antworten gegeben. Im Gegenteil. Er hat meine Fragen weitergeführt und meine Zweifel am femininen Prinzip. Weil es das Prinzip des Lebens, der Hoffnung, des Mysteriums ist. Ich habe die Intuition, dass ich eines Tages die Antwort finden werde. Die folgenden Kapitel kenne ich noch nicht. Ich hätte gerne, dass mir Adèle die Fortsetzung erzählt“.
Benny Furth
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