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Das weisse Band

 

Wir schreiben 1913/14. Am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Eichwald, ein Dorf im protestantischen Norden Deutschlands. Die Hierarchien sind klar. Das absolute Sagen haben der Pastor, der Baron und der Arzt. Frauen, Kinder, Bauern und das Gesinde müssen gehorchen. Dann gibt es aber noch den Lehrer, unabhängig und eigenständig. Er leitet auch den Schul- und den Kirchenchor. Plötzlich geschehen in kurzer Reihenfolge seltsame Unfälle, die nach und nach den Charakter ritueller Bestrafungen annehmen. Wer steckt dahinter? Jeder verdächtigt jeden. Das Vertrauen der kleinen Dorfgemeinschaft ist dahin ...

Michael Hanekes frühere Filme wie "Benny's Video", "Funny Games" oder "La Pianiste" enthielten visuell gewalttätige Szenen. Auch "Das weisse Band" ist nicht weniger gewalttätig. Nur ist die Gewalt dieses Mal nicht sichtbar, jedoch während der ganzen Filmlänge von 145 Minuten präsent. Vor allem auch in den Köpfen der Zuschauer. Der ironisch gemeinte Untertitel "Eine deutsche Kindergeschichte" hat auch etwas mit dem Filmtitel zu tun. Das weisse Band bekamen nämlich die Kinder auf dem Land umgebunden, um sie an Reinheit und Unschuld zu erinnern. Die unheimliche Geschichte um rätselhafte Ereignisse wird vom jungen Lehrer dieser Kinder, den wahrscheinlich späteren "Nazis", in beklemmenden Rückblenden erzählt. Spätestens beim Abspann wird dem Kinobesucher bewusst, dass er eine herausragend gut realisierte, fesselnde Parabel über die Ursachen des Faschismus gesehen hat. Ohne Zweifel Hanekes (geboren 1942) bisher bester Film.

 

Fazit: Formal meisterhaft in Szene gesetztes, spannendes Drama. Kunstvoll von Kameramann Christian Berger mit schwarz-weissen Bildern ausgestattet. Darstellerisch eine eindrückliche Ensembleleistung. Übrigens: zusammen mit 64 anderen Filmen aus aller Herren Länder, wurde „Das weisse Band" für den ‘Oscar' 2010 in der Kategorie "Bester ausländischer Film" nominiert.

 

Benny Furth

Das weisse Band / Dorfdrama / Regie: Michael Haneke / Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien 2009 / mit: Christian Fredel, Ulrich Tukur, Burghart Klaussener, Rainer Bock, Leonie Benesch u.a. / Verleih: Filmcoopi Zürich / 145 Minuten / Kinostart 22. Oktober 2009

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