El Olivo: Etwas plakativ inszenierte Chronik einer entwurzelten Gesellschaft (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Alma (Anna Castillo), die jüngste Tochter einer Bauernfamilie im spanischen Süden, führt ein zielloses Leben zwischen Hühnerzucht und Partyabstürzen. Einzig die Liebe zu ihrem Grossvater Ramon (Manuel Cucala) gibt der rebellischen jungen Spanierin Halt. Doch dieser spricht nicht mehr – seit seine Kinder gegen seinen Willen einen 2000 Jahre alten Olivenbaum verkauft haben. So beschliesst Alma, sich auf die Suche nach dem Baum zu machen. Sie ist überzeugt, dass dieser Baum ihren Grossvater wieder in die Welt zurückbringen wird. Alma überredet einen Onkel sowie einen engen Freund, mit ihr per Sattelschlepper nach Deutschland zu fahren – ohne irgendeinen konkreten Plan zu haben …
Kritik: Iciar Bollains („Tambien la Lluvia“, 2011) jüngste Arbeit vermittelt die tiefe Trauer und Hoffnungslosigkeit, welche in Spanien seit dem Kollaps der Immobilienblase vorherrscht. Gleichzeitig verliert sich diese Grundstimmung jedoch in der zweiten Filmhälfte, als Anna mit ihrem Onkel Alcha und ihrem Verehrer Rafa nach Deutschland reist. Obwohl Bollain versucht, die grossen wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den beiden europäischen Ländern aufzuzeigen, wirkt diese Plotentwicklung wie ein Kniefall vor den filmischen Förderinstituten in Deutschland. Es scheint, als hätte „El Olivo“ nur aufgrund dieser Verlagerung finanziert werden können. Trotz dieser Kritik überzeugt die Tragikomödie durch schauspielerische Leistung und beeindruckend realistische Darstellung von scheinbar aussichtslosen Lebenssituationen.
Fazit: „El Olivo“ ist in seinen besten Momenten die eindrückliche Chronik einer entwurzelten Gesellschaft, in seinen schlechtesten die Abfolge von plakativen Statements über die Zerstörung der Umwelt.
Serge Zehnder
El Olivo / Tragikomödie / Spanien 2016 / Regie: Iciar Bollain / Mit: Anna Castillo, Javier Gutierrez, Pep Ambros, Manuel Cucala u.a. / Verleih: Filmcoopi / 100 Minuten / Kinostart: 25. August 2016