Lovely Louise: Herzige Mutter-Sohn-Geschichte. Mit zartem Humor und Auge fürs Detail (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: André (Stefan Kurt) ist Taxifahrer. Er hat die fünfzig bereits überschritten und folgt seinem Leben im immer gleichen Rhythmus. Nachmittags fährt er seine Mutter ins Café, abends flickt er Modellflugzeuge, die am Wochenende ausgeflogen werden. Doch André wohnt noch immer bei seiner Mutter. Die achtzigjährige Louise (Annemarie Düringer) erinnert sich zu gern an ihre jungen Jahre, als sie es als Schauspielerin sogar in Hollywood versuchte. Sie ist zutiefst verschreckt, als eines Tages ihr geheimer Sohn, Andrés Halbbruder, die schleppende Idylle der beiden unterbricht. Bill (Stanley Townsend) ist Amerikaner: Ein fülliger Typ, der gern Durcheinander provoziert und seine neue Familie kennen lernen will. Die gemütliche Routine wird aufgewirbelt und André auf der Suche nach Unabhängigkeit, Erfüllung und einer anderen Liebe noch einmal voll ins Leben geschupst.
Kritik: Nach ihrem Grosserfolg "Die Herbstzeitlosen", lässt Regisseurin Bettina Oberli wieder Annemarie Düringer in einer Hauptrolle glänzen. Die 87-jährige Düringer spielt mit viel Charme und verkörpert die eigensinnige, in alten Erinnerungen schwelgende Louise perfekt. Auch die Nebendarsteller sind sorgfältig platziert und sehr authentisch: Die Österreicherin Nina Proll („September“, „Nordwind“) und der Ire Townsend stellen den Gegensatz zu den etwas verklemmten Vorstadt-Schweizern. „Lovely Louise“ spielt in einer alltäglichen Umgebung, die Protagonisten sind eigentlich auch ganz normale Leute, die eben ein paar Macken haben. Die Handlung besteht anfangs vor allem aus Beobachtung: Bettina Oberli gelingt es, die kleinen Details eines alltäglichen, aber eben doch einzigartigen Lebens einzufangen. Als Zweitsohn Bill auftaucht, wird die Story fantasievoll, aber etwas klischeehaft weitererzählt. Obwohl die Geschichte gut ist, die Schauspieler gut sind und die Umsetzung auch: „Lovely Louise“ ist nicht der grosse Wurf. Dafür fehlt das kreative Etwas, das aussergewöhnlich Gute, was uns Filme im Kopf behalten lässt. Das, was Regisseurin Oberli mit den "Herbstzeitlosen" geschafft hat.
Fazit: Liebevoll inszenierter Film mit guten Schauspielern. Schön anzusehen, aber auch nicht Berge versetzend. Schön schweizerisch eben!
Alice Grosjean
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