Paradies: Liebe. Ulrich Seidls schonungsloser erster Teil seiner ‚Paradies‘-Trilogie (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: An den Stränden Kenias kennt man sie als Sugarmamas: Europäische Frauen, denen junge schwarze Beachboys Liebesdienste bieten, um so ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Teresa (Margarethe Tiesel), 50-jährige Wienerin und Mutter einer pubertierenden Tochter, reist als Sextouristin in das Urlaubsparadies, um die Liebe zu finden. Sie wechselt von einem Beachboy zum nächsten, von einer Enttäuschung zur anderen. Die Liebe am Strand von Kenia ist ein Geschäft.
Kritik: Das heikle Thema ‚Sextourismus‘ als eine fiktionale Story zu verfilmen – genau das Richtige für den österreichischen ‚Skandal’-Regisseur Ulrich Seidel („Hundstage“), der für seine provokativen Filme bekannt und berüchtigt ist. Mit der Figur der hoffnungsvollen Teresa hat er in Margarethe Tiesel eine mutige und eindrückliche Darstellerin gefunden, die auch in den peinlichsten Szenen überzeugt. Ihre auf der afrikanischen Ferieninsel erlebten Enttäuschungen rufen einhelliges Mitgefühl beim Kinobesucher aus. Eine deprimierende Geschichte mit zum Teil bösem Humor, berührend und unter die Haut gehend.
Fazit: Regisseur Seidl kennt wie in allen seinen Filmen keine Grenzen, schon gar nicht in „Paradies: Liebe“. Seine Entlarvung des vermeintlich exotischen Liebes-Paradieses ist fast dokumentarisch inszeniert und auf jeden Fall radikal schonungslos.
Inside: „Paradies: Liebe“ ist der erste Teil der 'Paradies'-Trilogie, die auf den christlichen Dogmen ‚Liebe’, ‚Glaube’ und ‚Hoffnung’ basiert. Die beiden folgenden, die wir auch rezensieren werden, heissen „Paradies: Glaube“, der von einer missionierenden Katholikin handelt und „Paradies: Hoffnung“, der von einem Teenager in einem Abspeckcamp erzählt.
Benny Furth
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