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Nachtzug nach Lissabon

 

Nachtzug nach Lissabon: International hochkarätig besetzte, etwas zwiespältige Romanverfilmung. Für RomantikerInnen! (Trailer und Filmkritik)

Inhalt: Der Lateinlehrer Raimund Gregorious (Jeremy Irons) trifft eines Tages auf einer Brücke in Bern eine junge Frau, die sich gerade in die Fluten stürzen will. Entschlossen greift er ein und rettet der Lebensmüden das Leben. Es stellt sich heraus, dass die mysteriöse Frau eine Portugiesin ist. Gregorious nimmt sich ihrer an, doch plötzlich verschwindet sie lautlos. Zurück bleibt ihre Jacke. In dieser entdeckt Raimund das Buch eines portugiesischen Autors, sowie ein Zugticket nach Lissabon. Gregorious will mehr über diesen geheimnisvollen Schriftsteller erfahren, der in seinem Buch genau denselben Fragen nachgeht, die auch ihn seit Jahren beschäftigen. Er lässt alles hinter sich und reist spontan nach Lissabon ...

Kritik: Allein aufgrund des vielen Geredes könnte man diese fast zwei Stunden dauernde Romanverfilmung als ziemlich schwermütig, bedächtig und auch äusserst langweilig bezeichnen. Hätte da Regisseur Billie August nicht nahezu alle Rollen mit bekannten SchauspielerInnen besetzt. Diese sind zum Teil sehr gut (wie z.B. Jeremy Irons, „Margin Call“, „Lolita"), zum Teil aber auch fehlbesetzt , wie mit Bruno Ganz („Der grosse Kater“, „Vitus"). Es stört dabei erheblich, dass alle in einem Durcheinander von englischen Akzenten parlieren, wo doch die meisten Figuren ja laut der Romanvorlage Schweizer sein sollten. Besonders lächerlich wirken so die in Bern spielenden Szenen. Visuell ist August nicht viel eingefallen, mit Ausnahme der schönen Landschaftsaufnahmen (Kamera: Filip Zumbrunn). Nicht besonders originell sind zudem die sprunghaften Erinnerungs-Rückblendungen. Die eigentliche, philosophisch geprägte Liebesgeschichte läuft vor dem Hintergrund der portugiesischen Revolution ab, die sehr fragmentarisch in die Handlung eingebaut ist. Für Cinéasten ist der Film eine zwiespältige Angelegenheit, denn es mangelt nicht an zahlreichen inszenatorischen Fehlern. Zum Beispiel bereits in den ersten Szenen: Wo kann man bei den heutigen Zügen (SBB) noch in letzter Minute wegen einer offenen Türe aufspringen? Und wieso sitzt Raimund dann in der nächsten Szene in einem ganz anderen Zug (TGV)? Aber „Nachtzug nach Lissabon“ wird unverbesserlichen RomantikerInnen sicher nicht missfallen, denn für diese ist dieser Film offensichtlich gedacht. 

Fazit: Literaturverfilmung, die dank Jeremy Irons wunderbarer Stimme, on- und off-screen, nahezu zum ‚Hörkino‘ gerät. Eher biederes Romance-TV-Cinema mit wenig Tiefgang. 

Inside: „Nachtzug nach Lissabon" ist die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers des Berners Pascal Mercier (mit richtigem Namen Peter Bieri). Regisseur Billie August, Jahrgang 1948, dänischer Staatsbürger, ist zweifacher Cannes-Preisträger. Seine bekanntesten Filme sind „Pelle The Conqueror“, „Smilla’s Sense Of Snow“ und „La Casa de los Espiritus“, bei dem er ebenfalls mit Jeremy Irons zusammengearbeitet hat. 

Benny Furth

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Nachtzug nach Lissabon (Night Train to Lisbon) / Romanverfilmung / Regie: Billie August / Portugal, CH 2013 / mit: Jeremy Irons, Mélanie Laurent, Lena Olin, Martina Gedeck, Charlotte Rampling, Bruno Ganz, Christopher Lee, Jack Huston u.a. / Verleih: Frenetic Films AG / 110 Minuten / Kinostart: 7. März 2013

Eure Kommentare

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MK-Fan 15.04.2013 06:06
Ich bin wegen des grossen Erfolges im Kino trotz der nicht guten Kritik den Film schauen gegangen. Aber nachher doch voll einverstanden. Trifft halt den Geschmack eines gewissen Publikums...