Coeur Animal: Ergreifendes Drama, mit dem Schweizer Filmpreis 2010 ausgezeichnet (Trailer und Kritik)
Durch die harte Arbeit mit dem Vieh in einer kargen Berglandschaft der Westschweiz haben sich der Bergbauer Paul (Olivier Rabourdin) und seine Frau Rosine (Camille Japy) auseinander gelebt. Sie sprechen kaum miteinander und die Zärtlichkeit, die einst da gewesen sein muss, ist durch Grobheit und durch ‚animalisch' zu nennendes Verhalten von Paul ersetzt worden. Nur der Hund ‚Zouki' und die Kühe erhalten Streicheleinheiten. Die sensible Rosine ist nur noch gut genug um grobe Hilfsarbeiten zu verrichten und das lang ersehnte Kind zu gebären. Als es den Anschein macht, dass sie tatsächlich schwanger ist, holt Paul sich den spanischen Saisonarbeiter Eusebio ins Haus, der schon bald feststellt, dass Rosine als Mensch und Frau wahrgenommen werden möchte. Die Eifersucht treibt Paul zum Äussersten und die in dunkle Wolken gehüllte Bergkulisse lässt das Schlimmste erahnen.
Kritik: Séverine Cornamusaz ist mit dieser wortkargen, aber emotionsgeladenen Verfilmung des Romans von Noëlle Revaz „Rapport aux bêtes" ein Wurf gelungen, welcher dem Schweizer Filmschaffen gut ansteht. Dabei hat sich die Regisseurin nach eigenen Aussagen in ihrem Erstlingswerk um Abstraktion bemüht. Die starken Landschaftsbilder, die Art und Weise, wie das Verhältnis zum Saisonarbeiter geschildert wird, und die typische Mischung zwischen ausgeklügelter Technik und kargem Lebensstil sind jedoch ‚bodenständig' schweizerisch. Im Mittelpunkt des Filmes steht die von Aggression und Anziehungskraft geprägte Liebesbeziehung zwischen Paul und Rosine. Die Charaktere werden von Olivier Rabourdin und Camille Japy eindrucksvoll verkörpert. Spezielle Erwähnung verdient jedoch Antonio Buil, der als bester Darsteller mit dem Schweizer Filmpreis „Quartz 2010" geehrt wurde. Seine herzhafte Offenheit, sein Humor und seine südländische Emotionalität erwärmen die ansonsten kühle Bergatmosphäre.
Fazit: In einer mystischen, teilweise bedrohlichen Bergwelt - von Kameramann Carlo Varini eindrücklich eingefangen - werden die Einsamkeit und das verzweifeltes Suchen der Menschen nach Geborgenheit nachvollziehbar. "Coeur Animal", zur Abwechslung mal ein Schweizer Film für anspruchsvolle Zuschauer.
Juliana Schwager-Jebbink |